@Tobias Jeckenburger 24.08.2021
Auch wenn sich die Diskussion in andere Richtung entwickelt hat, wollte ich nach kurzer Recherche (man hat mal geforscht ...) relativierend Folgendes zum Thema "Standardmodell Bewusstsein" zurückmelden:
1) Die Notwendigkeit eines solchen Modells ist bekannt, es gibt Vorschläge als Kandidaten - aber die Konvergenz steht noch aus, siehe z.B. diesen <a href="https://academic.oup.com/nc/article/2021/2/niab019/6354404" rel="nofollow ugc">Übersichtsartikel</a>.
2) Bei exemplarischer Prüfung bestimmter Kandidaten (IIT, GNW, GW) entstand ein zwiespältiger Eindruck, am meisten hat mir noch GW eingeleuchtet (anhand dieses <a href="http://cogprints.org/5854/1/TICSarticle2003.pdf" rel="nofollow ugc">Artikels</a>)
3) Inwiefern solche Modelle in dem Buch John-Dylan Haynes’ und Matthias Eckoldts “Fenster ins Gehirn” aus der vorangehenden Buchkritik überhaupt Berücksichtigung gefunden haben, kann Stefan Schleim sicherlich genau sagen, bzgl. der Diskussion (auch in den Kommentaren hier und in den vorangehenden Artikeln) habe ich den <em>Eindruck</em> gewonnen, daß man an der Forschungsfront durchaus Manches (im Sinne einer akzeptierten "Arbeitshypothese") im Einklang mit anderen Disziplinen geklärt hat, etwa (<em>sehr persönlich</em> zusammenfassend) ...
4) Neurowissenschaftliche Untersuchungen müssen phänomenologisch/funktional aufgebaute Modelle berücksichtigen (eigentlich als Basis verwenden), um Sinn zu machen - die Erweiterung solcher Basismodelle aufgrund von Ergebnissen schließt das auch nicht aus.
5) Modelle des Bewusstseins müssen auch <em>unbewusste</em> Vorgänge berücksichtigen, damit sie irgendeine Aussagekraft haben - eine Fokussierung auf das "bewusste Bewusstsein" (wie in der Diskussion zum freien Willen) ist schlicht unvollständig und sinnlos. Am Einleuchtendsten in GW postuliert: Das Bewusste ist schlicht die allen unbewussten Prozessen zur Verfügung stehende Information.
6) Emotionen, Volitionen bis hin zur endgültigen Entscheidung (execution, einschl. des "Veto") entstehen i.W. unbewusst - nutzen aber doch Informationen aus Kurz- und Langzeitgedächtnis - möglicherweise sogar aus synthetischen Simulationen von Stuationen, die nie wahrgenommen wurden.
Mein Take-Away: Einige Bezüge und Terminologie dazugelernt, konzeptionell muss ich in meinem Verständnis, von dem ich "in real life" ausgehe, nichts groß ändern. Ich kann die Übung auch andern empfehlen!
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